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Australien feiert The Year of the Outback. Höhepunkt ist der
Hunderte Kilometer lange Great Australian Outback Cattle Drive. Der letzte
Mega-Viehtrieb auf dem legendären Birdsville Track findet vom 4. Mai bis 9.
Juni 2002 statt.
Die 350 Rinder stampfen unruhig in ihrer Umzäunung. Sie sind
hungrig. Ihre Hufe wirbeln Staub auf, der in der stillen Morgenluft wie eine
duftige Wolke über der Herde hängt. Rindergebrüll liegt über der öden
Landschaft. Eric Oldfield, 70 Jahre alter Stockman und einer der letzten
professionellen so genannten Drover (Viehtreiber) des Landes, und sein
Cousin Shane halten die nervösen Pferde im Zaum. Gordon Litchfield sitzt
bereits im Sattel und auch die 19-jährige Jessi, Shane Oldfields Tochter,
ist fertig. Dann öffnet Gordon das Gatter und die Herde zieht hinaus.
Rinder, Staub, Morgensonne - ein perfektes Wildwestklischee.
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Vor einigen Jahren saßen Keith Rascheed, Kevin Oldfield, Shane Oldfield und
Eric Oldfield bei ein paar Flaschen eiskalten Biers und einer Flasche
Bundaberg Rum. Sie sinnierten über jene Zeiten, als das Leben im Outback
noch mehr Biss hatte. Als die Drover noch die Herren des Birdsville Track,
einer berüchtigten "stock route", waren. 1972 fand der letzte Viehtrieb
entlang dem Birdsville Track statt. Das Ende einer Ära. Damals war Eric "boss
drover". Fünf der neun Rinderstationen entlang der "stock route" gehörten
einst der Oldfield-Familie. Mit sechs Jahren ritt er sein erstes Pferd, mit
16 leitete er seinen ersten Viehtrieb und war verantwortlich für 450 Rinder
und vier Viehtreiber.
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Die über 50 Meter langen Roadtrains machten wochenlange
Viehtriebe überflüssig. Sie übernahmen den Job, der früher Wochen dauerte -
schnell, effizient, aber ohne Romantik. Eric vermisste das staubige
Drover-Leben, die Camps in der ungeschützten Ödnis, den Sand zwischen den
Zähnen. "Es war ein trauriger Tag", sagt er, "als es mit den großen Cattle
Drives vorbei war. Ich vermisse das." Deshalb wollte er es noch einmal
machen. Zum allerletzten Mal. Eine Idee war geboren.
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