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Das rote Zentrum Australiens: eine fünftägige Tour durch das Outback
(Bericht von Axel)
Wenn erlebnishungrige Urlauber in Großgruppen durch die empfindliche Natur
gelotst werden, ist das Objekt ihrer Begierde in kurzer Zeit nicht mehr das, was
es war: Tourismus und das Erlebnis ursprünglicher Natur schließen sich in der
Regel aus. Aber das muss nicht so sein. Der australische Anbieter P.A.T.H.-TOURS
veranstaltet deutschsprachige Öko-Abenteuer-Touren durch das Outback jenseits
der Touristenwege. Die maßgeschneiderten Touren für Kleingruppen schonen nicht
nur die Umwelt, sie können auch auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse
der Teilnehmer/innen eingehen.
1. Tag: Nachdem alle Mitreisenden von ihrem Hotel abgeholt wurden - sofern sie
nicht gleich im wunderschön gelegenen Bed&Breakfast von P.A.T.H.-TOURS wohnen -,
beginnt die Tour mit einem Halt an der Simpsons Gap-Spalte. Hier, wo der Roe
Creek sich über Jahrmillionen in das harte Quarzgestein gefressen hat, lassen
sich schwarzfüßige Felsenkänguruhs (Wallabies genannt) beobachten. Bevor die
Großbusse erscheinen, brechen wir auf zur Standley Chasm-Felsspalte. Der Weg
führt mitten durch die Spalte: Waten durch ein Wasserloch, dann auf einem
Baumstamm über das nächste Wasserloch, als Belohnung lockt der atemberaubende
Gebirgszug dahinter. Weiter geht's zum Ellery Creek Big Hole, einer Stauung des
Ellery Creek - im Sommer eine willkommene Gelegenheit zu einem Bad. Durch die
Spalte hindurch kann man zu einer flachen Sandbank schwimmen, die zum
Sonnenbad einläd. Der nächste geologische Leckerbissen ist Serpentine Gorge.
Hinter der ersten Spalte verbirgt sich ein kleiner versteckter Canyon von
faszinierender Schönheit. Endziel des Tages ist das nahegelegene, nur mit
Geländewagen erreichbare Serpentine Chalet. In den 50er Jahren wurde dort eine Homestead
gebaut, von der eine unbefestigte Straße tiefer in die West MacDonnell Ranges
führt. Nach einer 10jährigen Dürre wurde die Homestead in den 60er Jahren
aufgegeben, das Baumaterial der Lutheranischen Mission in Alice Springs
gestiftet. Der nahegelegene Damm ist ideal zum Sichten von Wallabies. Im
Nachtlager im Busch wird am Lagerfeuer gekocht. Geschlafen wird - unter
Millionen von Sternen - in Swags, einer in Australien erfundenen Schlafrolle.
2. Tag: Nach dem Frühstück am Lagerfeuer brechen wir auf zu den Ochre Pits,
einer heiligen Stelle der Aborigines, wo verschiedenfarbiges weiches Gestein -
Ochre - zum Zwecke der Körperbemalung abgebaut wurde. Ein Paradies für Wallabies
ist Ormiston Gorge. Hier werden verschwiegene Stellen jenseits des
Hauptwasserlochs erwandert, um Ruhe und Naturschönheiten zu genießen und im
Sommer ein kühles Bad zu nehmen. Nach einer Eiscreme-Erfrischung und
Kurzwanderung zum Glen Helen Gorge geht's zum i-Tüpfelchen des Tages: Redbank
Gorge, die schönste und abenteuerlichste Gebrigsspalte der Gegend, um die 200
Meter lang, manchmal nur einen halben Meter breit, mit bis zu 3 Meter hohen
Kaskaden und extrem starker Strömung nach viel Regen. Fische, Lurche, Frösche
und Echsen lassen sich hier beobachten. An einem herrlichen Platz inmitten der
Natur wird das Nachtlager aufgeschlagen. Zum Nachtisch gibt es Damper, ein am
Lagerfeuer
gebackenes Brot.
3. Tag: Entlang der unbefestigten Piste des Namatjira Drives - benannt nach dem
Aboriginal-Landschaftsmaler Albert Namatjira - geht es weiter. Riesige Schwärme
von Wellensittichen - ,Budgies' genannt -, aber auch
Ringnackenpapageien und andere Vögel bringen noch mehr Farbe in den Tag. Erster
Stopp ist Gosse Bluff, von lokalen Aborigines Tnorala genannt: der Welt größter
Kometeneinschlagskrater. Vor 142,5 Millionen
Jahren schlug hier ein Komet mit einem Durchmesser von 600 Metern ein und setzte
eine Energie wie von einer Million Hiroshima-Bomben frei. Interessanterweise
gibt auch die Tnorala-Entstehungsgeschichte der
Aboriginals dem Krater einen himmlischen Ursprung. Weiter geht's auf dem
unbefestigten Mereenie Loop durch
Aboriginal-Land. Wildpferde - Brumbies - und mit viel Glück auch Wildesel lassen
sich entlang des Weges beobachten: keine einheimischen Tiere, sondern
eingeschleppt und verwildert und großen Schaden in der
Natur hinterlassend. Nach einer Erfrischung im Kings Canyon Resort geht die
Fahrt weiter zum Kings Canyon, versteckt in den George Gill Ranges. 1872 wurde
der Kings Canyon durch Zufall von Ernest Giles entdeckt und
erst 1960 von Jack Coterill und seiner Familie touristisch erschlossen. Tourguide
Uwe lebte selbst drei Jahre am Kings Canyon und kennt jede Geschichte des Parks,
was die Canyon-Wanderung noch interessanter
macht. Auf einer Fläche von 727 Quadratkilometern beherbergt der
für australische Verhältnisse kleine Nationalpark eine
beachtliche Pflanzenvielfalt: über 600 verschiedene Pflanzenarten, von denen
60 endemisch sind.
Endziel des Tages ist "Uwe's Camp", inmitten der Natur und weit weg von der
Zivilisation. Fesselnde Geschichten am Lagerfeuer zum Glas Wein und dem Heulen
der Dingos lassen auch diesen Abend zum Erlebnis werden.
4. Tag: Nach einem herrlichen Frühstück in der Natur, untermalt von Dutzenden
Vogelstimmen, geht es weiter auf dem Luritja Highway, benannt nach den lokalen
Luritja Aborigines. Die heutigen Ziele sind die Olgas, eine imposante
Gesteinsformation, und der legendäre Ayers Rock. Durch riesige Rinderfarmen
fahren wir zum Mt. Connor Lookout, mit Blick zum gleichnamigen Tafelberg, der
imposante 300 Meter aus der Ebene herausragt. Auf einer nahegelegenen Sanddüne
öffnet sich der Blick zu einem Salzsee, der zu einer Salzseekette gehört und
eine direkte
Verbindung vom Canyon zu den Olgas unmöglich macht. Die Fahrt geht weiter durch
die Rinderfarm von Curtin Springs, und die Augen suchen krampfhaft nach dem
Ayers Rock. Endlich zeigt er sich, versteckt hinter
großen Sanddünen und majestätischen Wüsteneichen. Allmählich zeichnen sich auch
die Olgas am Horizont ab. Kata Tjuta - viele Köpfe - ist der Aboriginal-Name
dieser Gesteinsformation, die einen imposanten und
beruhigenden Anblick bietet. Entlang dem Mt. Olga geht es zum
schönsten Aussichtspunkt im Valley of the Wind. Auch der Ayers Rock
ändert ständig sein Gesicht: aus der Ferne ein glatter, mit Rillen
übersäter Felsbrocken, wird er aus der Nähe zur zernarbten, ausgehöhlten und
um 90 Grad gedrehten versteinerten Sedimentablagerung. Die Mala-Wanderung gibt
Einblick in die Geschichte der lokalen Aborigines und deren Verknüpfung mit
ihrem Totem-Tier, dem kleinen Mala-Känguruh. Der Höhepunkt des Tages ist
natürlich der
Sonnenuntergang am Ayers Rock, immer wieder ein grandioses Spektakel, mal in
bronze bis dunkelrot, mal in lila und mit etwas Glück sogar
mit Zwillingsregenbögen. Nach dem Genuss einer kleinen Überraschung geht es
nach Sonnenuntergang weiter, natürlich weg vom überlaufenen Ayers Rock Resort.
Als ob ein Riesenresort noch nicht genug wäre, ist auch noch ein zweites in
Planung, näher zur Basis des Ayers Rock hin. Unser Ziel dagegen ist ein
wunderschönes Nachtlager zwischen Sanddünen und unter Wüsteneichen, aus deren
Hartholz die Aborigines schwere Kampfkeulen und Schilder herstellten, und deren
Zapfen essbare, mandelartig schmeckende
Samen enthalten. Die Stimmen der Nacht und Millionen von Sterne lassen auch
diesen Abend wieder zum Erlebnis werden. Schon gewusst, dass man in der
südlichen Hemisphäre ca. zwei Millionen Sterne mehr sieht als im
Norden?
5. Tag: Was für ein Frühstück im Busch: Die ersten Sonnenstrahlen bringen
Goldfärbung in die Wüsteneichen, und Rosahaubenkakadus, australische Elstern,
Mulga- und Ringnackenpapageien geben ihr Morgenständchen. Weiter geht die Fahrt
zur Giles Road, atemberaubende 100 Kilometer unbefestigt durch verschiedenartige
Landschaften. Am Anfang der Giles Road liegen die Ruinen der ehemaligen Wallara
Ranch, von der aus die Coterill-Familie von 1960 bis 1990 Touren zum
100 Kilometer entfernten Canyon durchführte. Leider wurden die Coterills 1990
von lokalen Aborigines 'gebeten', das gepachtete Stück Land zu verlassen. Viel
steht nicht mehr da, außer einem ausgedienten alten Tourbus im Busch und dem
Grab von Jim Coterills erster Tochter, die im Alter von 3 Monaten am
Kindbettfieber starb. Der Rest wurde von Jim persönlich mit einem Bulldozer
plattgewalzt, bevor die Familie sich
südlich von Alice Springs in Jim's Place neu ansiedelte. Die lokalen Aborigines
bauten dann Ähnliches an gleicher Stelle auf, aber alles ging innerhalb von 4
Monaten bankrott. Weiter geht es durch Wüstengebiete mit Wellblechpiste und
riesige Rinderfarmen in eine karge Hügellandschaft. Die in der Nähe liegenden
Henbury-Meteoritenkrater
geben einen weiteren Eindruck davon, was in Urzeiten auf unserem Planeten
einschlug. Wir kommen am Stuart Highway an und fahren zum Finke-Fluss,
dem ältesten Flusslauf weltweit, der sich seit Jahrmillionen nicht
verändert hat. Normalerweise fast trocken, kann er sich zum reißenden Strom
entwickeln, wie z.B. im Februar 2000, als er nach tagelangen Regenfällen auf 9,5
Meter anstieg. Alice Springs war tagelang von der
Außenwelt abgeschnitten. Nächster Stop ist Jim's Place. Mit etwas Glück trifft
man den guten alten Jim persönlich an oder seine 2 Söhne Craig und Philip, die
ihm tatkräftig helfen. Die Bar ist wie ein kleines Museum, mit Originalfotos der
alten Wallara Ranch, Zeitungsartikeln usw. Und wer noch immer keine Känguruhs
oder Emus gesehen hat, kann sie hier im Gehege erleben. Daneben steht der alte
Dodge Weaponcarrier - mit diesem Auto und dahinter geschleppten, v-förmig
verschweißten Eisenbahnschwellen wurde 1960 der Weg von der Wallara Ranch durch
Akazienwälder zum Kings Canyon gerodet, was vier Monate in Anspruch nahm. Danach
geht es zum letzten Naturwunder der Tour, einem versteckten Juwel: dem Rainbow
Valley. Durch Erosion und Regen wurde über
Jahrmillionen das Eisenoxyd im Gestein ganz oder teilweise herausgewaschen, so
dass das Gebirgskliff wirklich wie ein Regenborgen aussieht: Gesteinslagen in
verschiedenen Farben, von weiß, gelb, rosa, orange, rot bis rotbraun. Und warum
nach Ägypten reisen, wenn's auch hier eine kleine "Spynx" gibt! Abschied tut
weh, aber die Tour neigt sich dem Ende zu. Im wunderschönen Farbenspiel der
untergehenden Sonne geht es zurück nach Alice Springs, zur Zivilisation - in
Gedanken versunken und zurückdenkend an eine Tour, die man nicht so leicht
vergessen kann.
Cheers mates!
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